Gau-Algesheim
Herzlich willkommen auf der Seite über
Gau-Algesheim. Die Gemeinde erstreckt sich über eine Fläche von
13,99 km² Quadratkilometern. Die Einwohnerzahl von
Gau-Algesheim liegt momentan
bei ungefähr 7.043 (31. Dez. 2023) womit die
durchschnittliche Einwohnerzahl pro Kilometer bei 503 liegt. Hier gilt das Autokennzeichen
MZ, BIN. Zu erreichen ist
die Gemeinde auch über die Domain www.gau-algesheim.de.
Auf dieser Seite über Gau-Algesheim finden Sie nicht nur geschichtliche Informationen oder die Chronik von
Gau-Algesheim, sondern auch die von uns empfohlenen Unternehmen aus der
umliegenden Region.
Weitere Informationen finden Sie auch über
www.gau-algesheim.de Erreichen können Sie
Gau-Algesheim über gängige Verkehrswege. Der Gemeindeschlüssel lautet
07 3 39 019.

Die Gemeinde Gau-Algesheim liegt auf einer Höhe von
121 Metern über dem
Meeresspiegel.
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Gau-Algesheim).
Auch für Sparfüchse empfehlen wir Ihnen Unternehmen und Angebote aus dem ganzen Landkreis und auch
Gau-Algesheim (Sonderangebote Gau-Algesheim).

Gau-Algesheim ist eine Stadt im Landkreis Mainz-Bingen in
Rheinland-Pfalz. Sie ist Verwaltungssitz der gleichnamigen
Verbandsgemeinde, der sie auch angehört. Gau-Algesheim ist
gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.
Geographie
Geographische Lage
Gau-Algesheim liegt knapp drei Kilometer vom Rhein entfernt
am Rande der Mainz-Ingelheimer Rheinebene auf den Terrassen
zum Rheinhessischen Westplateau, in dessen vielgestaltige
Bodenstruktur der „Geoökologische Lehrpfad“ am Hang des
Westerbergs einen Einblick ermöglicht. An der Ostgrenze der
Stadt, 240 Meter über NHN, liegt das 1980 eingerichtete
Naturschutzgebiet Gau-Algesheimer Kopf. Durch das Stadtgebiet
fließt der Welzbach. Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt
Mainz liegt etwa 15 Kilometer östlich von Gau-Algesheim.

Nachbargemeinden
Folgende Städte und Gemeinden grenzen an Gau-Algesheim, sie
werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt: Ingelheim
am Rhein, Appenheim, Ockenheim und Bingen.
Stadtgliederung
Gau-Algesheim besteht aus zwei Stadtteilen:
Gau-Algesheim und Laurenziberg, ein 240 m hoch gelegener
Weiler mit ca. 200 Einwohnern und der Laurenzikirche, ca. 4 km
vom Stadtzentrum entfernt.

Geschichte
Vor- und Frühgeschichte
Unter den archäologischen Funden aus der Gemarkung von
Gau-Algesheim sind mehrere Perioden der Vorgeschichte
vertreten. Die Fundstellen und Fundumstände sind
unterschiedlich und über die Gemarkung verteilt.
Beispielsweise wird beim Pflügen in der „Baummuhl“ ein
Depotfund von Steingeräten freigelegt, beim Bäumepflanzen im
„Trappenschießer“ eine Grabanlage der Urnenfelderkultur
gefunden und bei Bauarbeiten in der Ockenheimer Straße ein
breites Spektrum am Gegenständen und Anlagen aus der
La-Tène-Zeit entdeckt.

Die ersten frühgeschichtlichen
Funde aus der römischen Zeit werden 1947 im Gemarkungsteil
„Berger Hall“ dokumentiert; später bestätigt die
Luftbildarchäologie eine Villa rustica im Eckelsbachtal
zwischen Gau-Algesheim und dem Laurenziberg.
Vor seiner
ersten urkundlichen Erwähnung im Lorscher Codex im Jahr 766
mag es das fränkisch-merowingische Alagastesheim schon über
zwei Jahrhunderte gegeben haben. Die Zeugnisse über
Alagastesheim und Bergen (Laurenziberg) in den Güterlisten der
Klöster Lorsch und Fulda seit 766/67 erlauben Rückschlüsse auf
Ackerbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau sowie den Wohlstand
einzelner Bewohner.

Mittelalter und Frühe
Neuzeit
In der Römerzeit noch Grenzland hat sich die Region bereits
im Mittelalter zu einem Kernland des Heiligen Römischen
Reiches entwickelt.
Sichtbar in die Geschichte tritt
Gau-Algesheim mit den anderen Orten des Binger Landes am 14.
Juni 983, als Kaiser Otto II. in Verona seinem Mainzer
Erzkanzler Willigis die Stadt Bingen und die Landschaft
schenkt, die sich diesseits des Rheines von der Brücke über
die Selzbach erstreckt bis nach Heimbach, jenseits des Rheines
aber von der Stelle, wo das Elzbächlein in denselben fließt,
bis zu dem Dörflein Caub.

Dass es sich „unter dem
Krummstab gut leben“ lässt, hat nicht für alle Zeiten
gegolten, oft überziehen die eigenen und fremden Heere die
Stadt mit den Lasten und Verwüstungen des Krieges, z. B. 1248
während der Kämpfe zwischen den Truppen Kaiser Friedrichs II.
und König Wilhelms von Holland, 1553 im Krieg der
protestantischen Fürstenopposition gegen Kaiser Karl V., 1631,
als die Truppen des schwedischen Königs Gustav Adolf die Stadt
zu einem großen Teil niederbrennen, oder 1690 (Pfälzischer
Erbfolgekrieg), 1733–35 (Polnischer Thronfolgekrieg) und 1792
(Erster Koalitionskrieg).
Auch die beiden
Stadtrechtsverleihungen, am 23. August 1332 in Nürnberg auf
Bitten des Mainzer Kurfürsten Balduin von Luxemburg durch
Kaiser Ludwig den Bayern sowie am 11. Februar 1355 in Pisa
durch König Karl IV. zu Gunsten des Mainzer Erzbischofs
Gerlach von Nassau, sind primär politisch-militärisch
motiviert und sollen erst in zweiter Linie die Sicherheit und
den Wohlstand der Stadtbewohner befördern.

Dennoch lassen
gerade die Entstehung eines Wochenmarktes und eines
Weinmarktes sowie die Existenz einer stattlichen Zahl von
Handwerkern und Kaufleuten erkennen, dass städtisches Leben
Angebot und Nachfrage für regelmäßige Märkte schafft. Zugleich
weisen die zahlreichen Gültverschreibungen und die Erwähnung
einer Judensteuer auf einen recht großen Bargeldbedarf und
Geschäftsverkehr hin. Schließlich steht über 400 Jahre, von
der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zum Ende des Alten
Reiches, das Amt Algesheim unter dem Regiment von Amtmännern,
Landschreibern, Amtskellern und Schultheißen des Mainzer
Territorialherrn.

Unter finanziellem Druck wird
Gau-Algesheim an den badischen Markgrafen verpfändet. Dieser
verpfändet es 1461, und 1466 auch die Dörfer Dromersheim,
Gau-Bickelheim, Ockenheim, Windesheim, Kempten, Münster und
Büdesheim an den finanzstarken Grafen Philipp von
Katzenelnbogen-Diez weiter. Unter ihm wird der Begriff „Wein
vom Gau“ geprägt. Da Philipp 1479 ohne männlichen Nachkommen
stirbt, gerät Gau-Algesheim in den katzenelnbogener
Erbfolgestreit.
Den Gestaltungswillen der
landesherrlichen Macht, schon in der in einem Gerichtsurteil
festgelegten Gemeindeordnung vom 15. Juli 1417 herausgestellt,
bekommt Gau-Algesheim schmerzlich zu spüren, als Kurfürst
Albrecht von Brandenburg in der Landesordnung vom 3. Januar
1527 den Bestrebungen nach städtischer Selbstverwaltung wegen
der Teilnahme des Ortes am Rheingauer Bauernkrieg (Rheingauer
Empörung) vom 1525 ein Ende bereitet und unser stadt Algeßheym
von unserm landt dem Ringgaw loslöst und auf Dauer abgetrennt
lässt.

Eine Rheinlaufkarte aus dem Jahre 1573 zeigt Algesheim
als befestigte Stadt. Daneben vermitteln Stadtansicht,
Gemarkungsplan und Dorfbeschreibung aus dem Atlas des
Kartographen Gottfried Mascop von 1577, die Dorfbeschreibungen
von 1590 und 1668 sowie die Polizeiordnung von 1595 Eindrücke
davon, in welchem Maße und in welchen Grenzen der
administrativen Strukturen sich das gesellschaftliche und
wirtschaftliche Leben sowie Selbstbewusstsein und Eigensinn
der Bewohner des kleinen Ackerbürgerstädtchens entwickeln.
1560 taucht in einem Vertrag „zwuschen dem land des
Ringgaues und denen vonn Algeßheym des zu zeit uberfrornen
Rheinß beholtzens halben“ erstmals der Name „Gaue Algeßheym“
auf.
Der Mainzer Weihbischof Adolph Gottfried Volusius
weiht 1677 die wiederhergestellte Kirche den Märtyrern St.
Cosmas und Damian.

Ein Protokollbuch enthält die
Niederschriften über die von 1701 bis 1733 in Gau-Algesheim
gerichtlich geregelten Erbangelegenheiten. Im Einzelnen finden
sich die Namen der Mitglieder des Gerichts und der
Gerichtsschreiber sowie der Erben und Erblasser, wer mit wem
verheiratet war und welche Kinder zu wem gehörten und wie die
Verwandtschaftsbeziehungen waren. Detailliert aufgeführt sind
alle Vermögenswerte, etwa die vorhandene Barschaft, bestehende
Forderungen und Schulden, beim Hausrat etwa die Anzahl von
Kissenbezügen und Betttüchern, von Mützen und Mänteln, von
Bechern und Tellern aus Ton und aus Zinn, alle Möbel und noch
vieles mehr. Die Lage der Wohnhäuser ist beschrieben, zum Teil
mit Straßennamen, der gesamte Grundbesitz, unterteilt nach
Äckern, Weingärten, Wiesen und Wald, einschließlich der
jeweiligen Gemarkungsbezeichnungen.

Im letzten Drittel
des 18. Jahrhunderts verbinden sich mit der Verehrung einer
Marienstatue in einem Heiligenhäuschen am Heuertor Nachrichten
und Gerüchte von heilsamen Wirkungen bei Menschen, die unter
mancherlei Gebrechen litten oder gelitten hatten. Die Mainzer
Erzbischöfe und Kurfürsten dieser Zeit schwanken angesichts
einschneidender gesellschaftlicher Veränderungen (1776, 1789)
zwischen Reaktion und ausgeklärtem Absolutismus, der
schließlich auch eine Kirchenreform und neue „Policey“-Gesetze
anstößt. Diese zielen z. B. auf die Abschaffung überkommener
Zeremonien, die Einschränkung von Prozessionen und Wallfahrten
(„religionspoliceyliche Regulierung“), die Abschaffung von
Feiertagen oder die Einführung eines neuen Gesangbuches. Im
Auftrag der erzbischöflichen Behörde untersucht 1788 der
Mainzer Theologieprofessor Felix Anton Blau, später einer der
führenden Köpfe der Mainzer Republik von 1793, in seiner
Schrift „Uiber die Bilderverehrung mit Rücksicht auf das
angebliche neue Algesheimer Wunderbild“ die „vorgeblichen
Wunder“. Nach Blau bestehen Religion oder Gottesdienst „aus
zwey Stücken 1. aus der Erkenntnis Gottes und seiner
Vollkommenheiten, 2. aus daher entspringenden Empfindungen und
Handlungen. Diese zwey Stücke, Kenntnisse im Verstande,
Empfindungen im Willen, woraus Thaten erfolgen, müßen
nothwendig beysammen sein.“ Blau schließt seine Überprüfung
mit dem Resümee: „Aus allem dem erhellet nun, daß man noch
kein wahres Wunder, daß sich bey dem Bilde zu Algesheim
zugetragen hätte, aufweisen könne, und wie man sich hüten
müße, um nicht von den gemeinen Rufe, der selten prüft,
meistens aber die Dinge vergrößert, irre geführt zu werden.
(…) Das Bild selbst ist also kein Mirakelbild - wäre es auch
das, so wissen wir nun, wie wir unsere Verehrung nach
Grundsätzen der gesunden Vernunft und unsrer Religion
einrichten sollen.“
Französische Revolution und
19. Jahrhundert
Von 1798 bis 1814 gehört Gau-Algesheim im Kanton
Oberingelheim mit dem gesamten linksrheinischen Gebiet zur
Französischen Republik (1798–1804) bzw. zum napoleonischen
Kaiserreich (1804–1814). In der Person des Wissenschaftlers,
Ingenieurs und Offiziers Rudolf Eickemeyer, der 1811–1813 und
1814/1815 als Maire und von 1815 bis 1822 als Bürgermeister an
der Spitze der Stadt steht, gewinnt Gau-Algesheim eine
personelle Kontinuität von der französischen zur hessischen
Zeit. Eickemeyer gibt durch die Neuordnung des Brandschutzes,
die Sanierung der Finanzen, die bauliche Erweiterung der Stadt
sowie durch die Förderung des Schulwesens und der
Landwirtschaft dem Gemeinwesen eine moderne Gestalt. 2011
erhielt der Park am „Alten Friedhof“ den Namen
„Eickemeyer-Park“.
Ihren Ausdruck findet die wachsende
Bedeutung der Stadt in der Einrichtung eines Notariats (1809),
im Bau der Ludwigsbahn (Mainz-Bingen) mit Bahnhof (1859), der
Errichtung einer Postablage (1861), aus der sich
Postexpedition und Postamt entwickeln, sowie in den ersten
Fabriken von Georg Presser (1862) und den Gebrüdern Avenarius
(1869).
Republikanische, grundsätzlich ein
paternalistisches Gottesgnadentum in Frage stellende
gesellschaftspolitische Überzeugungen haben nach 1815
dauerhaft keine Wurzeln geschlagen. Dennoch finden sich in
Zeugnissen von Auswanderern und Flüchtlingen, deren Verwandte
und Vorfahren aus Gau-Algesheim stammten, zahlreiche Beispiele
demokratisch-republikanischer Vorstellungen.
In einem
Brief vom 27. Februar 1849 schreibt Jacob Hessel aus
Manitowoc/Wisconsin an seine deutschen Verwandten, die ihn
nach seinem Wissen von der Revolution in Europa gefragt
hatten:
„Ich und wir alle freuen uns immer noch, das
eine irdische Jammerthal verlassen zu haben, in welchem so
viel hohläugige Räuber zu viel Gewalt und Geld haben (…) und
so Armut und Hunger allmählich über euch bringen. Seht die
Liebe, welche die Tyrannen zu dem Vaterland haben, Morden und
Brennen ist ihre Lust und wehrlose Menschen martern lassen (…)
Es ist fast unbegreiflich, daß sich (…) Kinder gegen ihre
Eltern von gewissen Personen belehren und aufhetzen lassen (…)
mit dem Vorwand, man müsse Regenten haben. (…) Zuletzt betet
man noch für die von Gottes Gnaden, welche mit Hurerei und
allen Lastern bedeckt sind. (…) Bemerken muß ich vor allem,
daß auch ihr euer Scherflein beitragen sollt, wenn die Stunde
der Befreiung schlägt. Warum können jene Meuchler Euch Eure
Menschenrechte versprechen, wenn sie sehen, daß es um sie
gilt? Warum muß erst das Blut ihrer Unterthanen fließen, warum
geschieht dies nicht auf friedlichem, gerechtem Wege. Gott hat
Fische, Vögel und alle Tiere geschaffen und nachdem dies
fertig und der Mensch gebildet war, schenkte er letzterem
alles und machte ihn so zum König. Da nun mehrere Menschen da
sind, so muß freilich eine Regierung da sein, um Ordnung zu
halten, aber keine sieben, acht und dreißig wie in
Deutschland. (…) Laßt Euch nicht mehr betören, denn seht, sie
bringen Euch durch schlechte Politik in die alte Falle und es
wird schlimm mit Euch aussehen. Fordert Eure Menschenrechte,
die der liebe Gott als ein gütiger Vater Euch gegeben, sonst
verachtet Ihr seine Güte und er wird Euch strafen lassen. Will
man es nicht im Guten, so braucht Gewalt, wie man an Euch
tut.“
Der in die Schweiz geflüchtete Sprach- und
Literaturwissenschaftler Heinrich Hattemer (1809–1849) drückte
es 1849 in der Rede eines Teutschen Republikaners in der
Fremde an seine Landsleute in der Heimath so aus:
„Mitbürger! Es bleibt Euch nur ein Mittel der Erlösung, das
Mittel heißt Republik! Auf reicht den Völkern, den Franzosen
die Hand, den Italienern die Hand, den Ungarn die Hand, den
Polen die Hand! Auf! Erklärt den Fürsten den Krieg, den
Völkern Friede und Bruderliebe! (…)
Ich will Euch nicht
wiederholen, was seit den Tagen des Märzes sich unter Euren
Augen zugetragen hat, was Ihr selbst gethan und gelitten habt.
Eins steht fest: was Ihr wollt, das kann Euch nur die Republik
gewähren! Wenn Ihr aber die Sache wollt, was zögert Ihr mit
dem Namen? Wer den Kern der Nuß begehrt, muß die Schale
zerbrechen. Laßt Euch nicht beirren von Leuten, die nicht ohne
Fürsten leben können und um jeden Preis Unterthanen sein
wollen. Eure Ehre, Euer Vortheil, Eure Ruhe und Sicherheit
fordern die Republik!“
– Gau-Algesheim. Historisches
Lesebuch, 1999, S. 74–79. Die Spuren, die der katholische
Pfarrer Peter Koser von 1869 bis 1890 in Gau-Algesheim
hinterlassen hat, sind bis in die Gegenwart wahrzunehmen. In
den zwei Jahrzehnten seiner Amtszeit beseitigt er den sozialen
und kulturellen Modernitätsrückstand des
„Ackerbürgerstädtchens“ gegenüber den Nachbargemeinden: Der
von der Druckerei Reidel erstmals 1869 herausgegebene und von
Pfarrer Koser redaktionell betreute „Rheinische Volksbote“ ist
über Jahrzehnte ein regional bedeutendes Sprachrohr der
katholischen Zentrumspartei Hessen. Eine Präparanden-Anstalt,
von den Einheimischen „Lateinschul“ oder „Aljesemer Hochschul“
genannt, und eine Kinderbewahranstalt, ein Credit- und
Sparverein auf genossenschaftlicher Basis sowie ein Bauern-
und Konsumverein, und nicht zuletzt der Neubau der
Katholischen Pfarrkirche St. Cosmas und Damian (Architekt: Max
Meckel) und die Gründung einer Kirchenmusik im Jahre 1888
belegen das religiöse und gesellschaftspolitische Engagement
von Peter Koser in einer Zeit politischer und
weltanschaulicher Kämpfe. Bereits 1894 wurde eine Straße nach
Koser benannt.
Als ein Relikt jener Zeitepoche hat sich
auf dem berühmten Campo Santo Teutonico in Rom, direkt
unterhalb der Kuppel des Petersdomes, der Porträt-Grabstein
von Philippine Deister aus Gau-Algesheim (1837–1862) erhalten.
20. Jahrhundert
Die im 19. Jahrhundert begonnene Entwicklung der Stadt wird
fortgesetzt durch die Eröffnung der strategischen Bahnstrecke
Gau-Algesheim – Bad Münster am Stein – Homburg/Saar (1902),
das Elektrizitätswerk der 1868 gegründeten chemischen Fabrik
der Gebrüder Avenarius, das seit 1909 die Stadt mit Strom
versorgt, den Neubau einer großzügig angelegten Volksschule
(1909/1910), die Errichtung einer Landwirtschaftsschule mit
angegliederter Haushaltsschule (seit 1920 in der Volksschule,
ab 1924 im Schloss Ardeck), den Bau der evangelischen
Gustav-Adolf-Kirche (1927) und der Markthalle des Obst- und
Gartenbau-Vereins (1929).
Am 7. Januar 1913 entdeckt
Franz Kaiser (* 1891; † 1962), der Wiesbadener Astronom und
Schüler von Max Wolf, am Heidelberger Observatorium den
Kleinasteroiden „1913QO“. 1926 gibt er ihm nach dem Geburtsort
seiner Vorfahren väterlicherseits den Namen (738) Alagasta.
Mit dem anlässlich des Katholikentags 1920 in Würzburg
gegründeten DJK-Sportverband entfaltet die katholische Jugend
Gau-Algesheim eine breite kulturelle Wirkung: Fußball- und
Handballmannschaften der DJK, ein Trommler- und Fanfarenkorps,
eine Karnevals- und verschiedene Jugendgruppen. Unter dem
Druck der Nationalsozialismus werden diese Gruppen aufgelöst
und deren Mitglieder z. T. in die Staatsjugend oder bestehende
Vereine eingegliedert.
Dass bereits 1922 im katholisch
geprägten Gau-Algesheim eine Ortsgruppe der „Rheinischen
Volksvereinigung“ besteht, resultiert aus ähnlichen
Aversionen, wie sie in einer „Los-von-Berlin-Bewegung“
separatistischer Strömungen im ehemals preußischen Rheinland
Gestalt annimmt. Dieser Gruppierung gehören weit mehr als 50
Bürger der Stadt an: Landwirte, Winzer, Beamte und
Handwerksmeister. Vor allem der Exponent der Gau-Algesheimer
Separatisten, der Weinhändler Heinrich Schweickert, ist nach
dem Ende der „Rheinischen Republik“ im Oktober 1923 bis in die
Zeit des Nationalsozialismus vielerlei Nachstellungen und
Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt. Auch die 1933 ins KZ Osthofen
verschleppten Gau-Algesheimer Zentrumsmitglieder finden sich
durchweg auf einer „Separatistenliste“, wie sie in den frühen
20er Jahren entstanden ist und am 28. April 1933 in geänderter
Form von der „Ingelheimer Zeitung“ veröffentlicht wird.
1931 wird Anton Trapp (* 1883; † 1967) erster
hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt, bis er 1933 aus dem
Amt entfernt wird. Nach kurzer Zugehörigkeit zum
rheinland-pfälzischen Landtag wird er im November 1947 zum
Landrat des Kreises Bingen bestellt.
Anna Seghers’
Erzählung Agathe Schweigert in dem Band „Die Kraft der
Schwachen“ zeichnet 1965 in poetischer Weise die kleine Welt
der Kurzwarenhändlerin „Agathe Schweigert“ und ihres
Heimatstädtchens Algesheim. Die schmächtige Frau schließt
eines Tages ihr Geschäft, lässt den kleinen Ort hinter sich
und bricht zu einer „großen Reise“ auf, um ihrem Sohn Ernst,
der einer Widerstandsgruppe angehört und vor der Staatspolizei
geflohen ist, ins Ausland zu folgen.
Drittes
Reich
Noch in der Reichstagswahl vom 5. März 1933 zeigt sich die
katholische Prägung der Stadt. Das Zentrum behauptet sich mit
46,6 % als stärkste Partei gegenüber der NSDAP mit 26,6 % (SPD
16,2 %, KPD 6,9 %). Nach der Auflösung bzw. dem Verbot der
demokratischen Parteien und kirchlichen Verbände sowie der
„Gleichschaltung“ der Vereine werden Gegner des
Nationalsozialismus zunehmend isoliert und eingeschüchtert. Im
Kontext der Auseinandersetzungen um das Reichskonkordat
zwischen dem Deutschen Reich und der Kurie werden Mitglieder
des Zentrums, aber auch zwei Sozialdemokraten, als
„Separatisten und Vaterlandsverräter“ diffamiert, ins
Konzentrationslager Osthofen eingeliefert. Bei Kriegsende
müssen den ca. 80 Toten und Vermissten des Ersten Weltkrieges
weitere ca. 200 Tote, Ermordete und Vermisste hinzugefügt
werden.
Nachkriegszeit
An den 600. Jahrestag der Stadterhebung von 1355 erinnern
die Festtage im Sommer 1955, die Höhepunkt und zugleich
Abschluss der Phase des Wiederaufbaus und der Restauration der
traditionellen Strukturen bilden. Die Straßenbrücke (B 41)
über die Bahnlinie (1957), die Radsporthalle (1960), der neue
katholische Kindergarten (1961) sowie die Erweiterung des
Albertus-Hospitals (1962) und der Volksschule (1963) verändern
innerhalb weniger Jahre das Gesicht der Stadt. Mit dem Umzug
der Stadtverwaltung vom Rathaus am Marktplatz ins Schloss
Ardeck kündigen sich 1969 die Folgen der Verwaltungsreform an,
zu deren Ergebnissen der Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz
(1968), der Landkreis Mainz-Bingen (1969) und die
Verbandsgemeinde Gau-Algesheim (1972) ebenso gehören wie
Neubauten der Schloss-Ardeck-Grundschule (1979), der
Schloss-Ardeck-Sporthalle (1981) oder der Realschule plus
Christian Erbach (2003).
Das Leben in den zahlreichen
Vereinen und die Geselligkeit sind in diesem historischen
Fundament verankert: in den traditionellen Festen, der
Wallfahrt auf den Laurenziberg am Sonntag, der dem Laurenzitag
(10. August) am nächsten liegt, der Kerb um den Tag Maria
Himmelfahrt (15. August), dem Fest des Jungen Weines am
zweiten Wochenende im Oktober oder dem Weihnachtsmarkt am
ersten Adventssonntag.
Städtepartnerschaften
Die Reihe der Partnerschaften wird 1964 – ein Jahr nach
Unterzeichnung des Deutsch-Französischen Vertrages – mit
Saulieu/Côte d’Or begonnen. Nach einem Treffen der beiden
Bürgermeister Wilhelm Bischel und Marcel Roclore reist eine
Gruppe der Katholischen Jugend zu einem Zeltlager nach
Burgund. Die häufigen Begegnungen mündeten 1972 in die
Besiegelung der Partnerschaft mit der französischen Stadt im
Morvan. Parallel zur fortschreitenden europäischen Integration
entwickelten sich weitere Partnerschaften. Auch die
partnerschaftlichen Verbindungen zu Caprino Veronese in der
Provinz Verona (1984), Redford in Michigan (USA) oder zu
Neudietendorf und Stotternheim in Thüringen (1990), zu
Bischofsmais/Bayern (2010) oder 2015 zum böhmischen Hořovice
(Horschowitz) stets als Kontakte Einzelner oder von Gruppen,
ehe die offiziellen Verbindungen geknüpft werden. Besondere
Impulse setzte hierbei die Gesellschaft für internationale
Verständigung e. V., der örtliche Partnerschaftsverein. Für
die engagierte und vielfältige Pflege der Partnerschaften
wurde Gau-Algesheim mehrfach durch den Europarat mit dem
Europapreis ausgezeichnet: 1994 mit dem Europadiplom, 1995 mit
der Ehrenfahne und 2007 mit der Ehrenplakette.
Infrastruktur
Öffentlicher Personenverkehr
Gau-Algesheim liegt an den Bahnstrecken in Richtung Linken
Rheinstrecke und hat über die Bahnstrecke Gau Algesheim–Bad
Kreuznach Anschluss an die Nahetalbahn. Der Bahnhof
Gau-Algesheim ist ein Trennungsbahnhof. Mehrere
Regionalbahnlinien nach Mainz bzw. Bingen/Idar-Oberstein
halten hier. Darüber hinaus wird Gau-Algesheim von der
ORN-Linie 643 befahren, die die Stadt unter anderem mit
Ingelheim, Ober-Hilbersheim und Ockenheim verbindet.
Straßenverkehr
Über die Anschlussstelle Bingen Ost bzw. Ingelheim West ist
die Autobahn A 60 erreichbar.
Die Wahrzeichen der Stadt
sind noch immer das Ensemble von Katholischer Pfarrkirche,
Rathaus, Bürgerhäusern und Marktplatz, das Schloss Ardeck, der
Graulturm und die Evangelische Kirche.
Neben den
örtlichen Bildungseinrichtungen gibt es in der Nachbarschaft
die Albert-Schweitzer-Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen,
die Kaiserpfalz-Realschule plus, das
Sebastian-Münster-Gymnasium und die Integrierte Gesamtschule
Kurt Schumacher in Ingelheim am Rhein, schließlich das
Stefan-George-Gymnasium und die private Hildegardisschule in
Bingen am Rhein. Staatliche Berufsbildende Schulen unterhält
der Landkreis Mainz-Bingen in Bingen und Ingelheim.
Im
Schloss Ardeck befindet sich seit 2002 das Rheinhessische
Fahrradmuseum. Es ist von Ostern bis zum Fest des jungen
Weines am 2. Oktobersonntag an allen Sonn- und Feiertagen von
14 bis 18 Uhr geöffnet.
Seit Ende 2005 ist das neue
regionale Erlebnisbad „Rheinwelle“ an der L 419 auf
Gau-Algesheimer Gebiet geöffnet. Es wird gemeinsam von
Gau-Algesheim, Ingelheim und Bingen betrieben.
Bildungseinrichtungen
Katholischer Kindergarten St. Nikolaus, Ganztagsbetreuung
Städtischer Schloss Ardeck Kindergarten, Ganztagsbetreuung,
Mensa Schloss Ardeck Grundschule, Ganztagsschule in
Angebotsform, Mensa Christian Erbach Realschule plus,
Schwerpunktschule für Integration, Ganztagsschule in
Angebotsform, Mensa Volkshochschule
Museen
Das Stadtmuseum dokumentiert und präsentiert Informationen
und Exponate zur Geschichte Gau-Algesheims im „Raum der
Geschichte“ in der Rathausscheune, betreut durch die
Carl-Brilmayer-Gesellschaft e. V. Rheinhessisches
Fahrradmuseum im Schloss Ardeck Gedenkstätte für Opfer der
NS-Diktatur, von Rassismus und Verfolgung in der
Laurenzikirche
Sport und Freizeit
Sportstätten
Schloss Ardeck Sporthalle der Verbandsgemeinde,
Schlossgasse 14 Radsporthalle des RSV 1898, Appenheimer
Straße 51 Regionalbad „Rheinwelle“, Binger Straße/L 419
Städtischer Sportpark, Binger Straße Turnhalle des TV
Eintracht 1880, Appenheimer Straße 5
Sportvereine
Turnverein „Eintracht“ 1880 e. V.: Allgemeines Turnen,
Leistungsturnen, Gymnastik für alle Altersgruppen, Badminton
und Volleyball, Abenteuersport, Aikido, Nordic Walking,
Pilates, QiGong, Showtanz, Step-Aerobic, Taekwondo, Wandern,
Yoga; eigene Turnhalle Radsportverein 1898 e. V.:
Kunstradsport, Radball, Einradfahren, Radwandern, jährliches
Volksradfahren am 2. Sonntag im September seit 1975,
Car&Bike-Tour am 1. Sonntag in den Sommerferien; eigene
Radsporthalle, Rheinhessisches Fahrradmuseum
Sportvereinigung 1910 e. V.: Fußball, Hockey, Leichtathletik,
Tanzen, Tennis, Trendsport, Walking und Ausgleichsgymnastik
Schachklub 1947 e. V.: mit fünf Mannschaften einer der größten
und erfolgreichsten Schachvereine in Rheinhessen
Leichtathletikvereinigung 1988 e. V.: Breitensport, Training,
Wettkämpfe und Freizeitaktivitäten im Jugendbereich
Weitere Sportvereine
Automobilclub
1962 e. V. im ADAC Vereinigte Kegelfreunde 1963 e. V.
Angelsportverein von 1968 e. V. Albatros Modellfluggruppe
1981 e. V. Boulefreunde 1997 Rad- und Wanderwege Der
geoökologische Lehrpfad Dreibächeweg Obstroute
Rundweg Gau-Algesheimer Kopf Rundweg Rabenschule
Radtouren rund um Gau-Algesheim
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