Mutterstadt
Herzlich willkommen auf der Seite über
Mutterstadt. Die Gemeinde erstreckt sich über eine Fläche von
20,47 km² Quadratkilometern. Die Einwohnerzahl von
Mutterstadt liegt momentan
bei ungefähr 13.139 (31. Dez. 2022) womit die
durchschnittliche Einwohnerzahl pro Kilometer bei 642 liegt. Hier gilt das Autokennzeichen
RP. Zu erreichen ist
die Gemeinde auch über die Domain
www.mutterstadt.de.
Auf dieser Seite über Mutterstadt finden Sie nicht nur geschichtliche Informationen oder die Chronik von
Mutterstadt, sondern auch die von uns empfohlenen Unternehmen aus der
umliegenden Region.
Weitere Informationen finden Sie auch über
www.mutterstadt.de. Erreichen können Sie
Mutterstadt über gängige Verkehrswege. Der Gemeindeschlüssel lautet
07 3 38 019.
Die Gemeinde Mutterstadt liegt auf einer Höhe von
96 Metern über dem
Meeresspiegel.
Suchen Sie eine Arbeitsstelle, planen eine Umschulung oder einen Berufswechsel? In unserem Stellenmarkt finden auch Sie die passenden Stellenangebote (Stellenmarkt
Mutterstadt).

Auch für Sparfüchse empfehlen wir Ihnen Unternehmen und Angebote aus dem ganzen Landkreis und auch
Mutterstadt (Sonderangebote Mutterstadt).
Mutterstadt ist eine verbandsfreie Gemeinde im
Rhein-Pfalz-Kreis in Rheinland-Pfalz und Teil der
Metropolregion Rhein-Neckar.
Der Ort ist – anders als
es der Name vermuten lässt – keine Stadt, sondern ein Großdorf
und leitet seinen Namen nicht von dem Wort „Mutter“ her,
sondern von einem mittelalterlichen Personennamen Muothari
(oder Muther).

Mutterstadt ist bekannt für seine
international erfolgreichen Gewichtheber und für den
Pfalzmarkt, den größten deutschen genossenschaftlichen
Gemüsegroßmarkt.
Geographie
Geographische Lage
Mutterstadt liegt in der
Rheinebene im Osten der Pfalz und ist etwa 10 Kilometer vom
Zentrum der Stadt Ludwigshafen am Rhein entfernt.
Nachbarorte
Dannstadt-Schauernheim (4
km, im Westen) Limburgerhof (2 km, im Süden)
Ludwigshafen-Maudach (1 km, im Osten)
Ludwigshafen-Rheingönheim (im Südosten)
Ludwigshafen-Ruchheim (im Norden) Schifferstadt (5 km, im
Südwesten)

Topographie
Die Mutterstadter Flur
hat kaum merkbare Höhenunterschiede. Die westlichen
Nachbardörfer Dannstadt-Schauernheim und Fußgönheim liegen
lediglich fünf bis acht Meter höher. Mutterstadt selbst liegt
auf der Niederterrasse, die im Osten jenseits der
Gemarkungsgrenze drei bis fünf Meter zur Rheinniederung
abfällt.
Geologie
Beim Bau des
Wasserturms wurde der Untergrund bis zu einer Tiefe von 128
Meter untersucht, wobei sich immer wieder Schichten
verschiedener Mächtigkeit von Ton und Sand abwechselten.

Geschichte
Das Gebiet Mutterstadts
war – wie Ausgrabungsfunde zeigen – bereits in der Steinzeit
bewohnt. In der Römerzeit führte eine römische Fernstraße von
Italien über Basel nach Mainz am Ort vorbei.
Die ersten
fränkischen Siedlungen in der Gegend waren Orte mit der
Namensendung „-heim“. Siedlungen, deren Namen auf „-stadt“
enden, entstanden vermutlich etwas später, als die fränkische
Oberschicht durch neue Siedler Verstärkung erhielt. Erstmals
urkundlich erwähnt wurde der Ort im Lorscher Codex bei einer
Schenkung im Jahr 767 oder 768 mit „mutherstather marca“
(Mutterstadter Gemarkung).[2] Die Endung „-stadt“ verweist
hierbei nicht auf eine Stadtgründung im heutigen Sinne,
sondern auf eine „Stätte“, Stelle. Bei Mutterstadt handelt
sich ursprünglich um die ‚Wohnstätte des Muotheri‘.
Am
1. Januar 1930 trat Mutterstadt Gebietsteile zur Bildung der
neuen Gemeinde Limburgerhof ab.

Religion
Konfessionsstatistik
Gemäß dem
Zensus 2011 waren 35,8 % der Einwohner evangelisch, 28,3 %
römisch-katholisch und 35,9 % waren konfessionslos, gehörten
einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine
Angabe. Ende Mai 2023 hatten 25,1 % der Einwohner die
evangelische Konfession und 22,2 % die katholische. 52,7 % der
Gesamtbevölkerung gehörten anderen Konfessionen oder
Glaubensgemeinschaften an oder waren konfessionslos. Die
Anteile der Protestanten und Katholiken sind demnach im
beobachteten Zeitraum gesunken.
Katholiken
Die katholische Gemeinde wurde von den kurpfälzischen
Behörden stark protegiert. Kurfürst Johann Wilhelm ordnete
sogar an, dass alle evangelischen Kirchen, Friedhöfe und
Glocken von den Katholiken mitbenützt werden dürften. Dies
ging so weit, dass 1705 König Friedrich I. von Preußen
eingriff und die Religionsdeklaration vom 21. November 1705
erzwang, die den Besitzstand der Konfessionen regelte. Die
Bevorzugung der Katholiken war damit aber nicht beendet.
Im Jahr 1701 wohnten in Mutterstadt nur neun katholische
Familien. Bereits 1714 wurde aber schon eine eigene
katholische Schule errichtet, und 1718 wohnten 30 katholische
Familien mit 40 schulpflichtigen Kindern im Dorf.
Die
katholische Kirche ist dem heiligen Medardus geweiht, einem
französischen Bischof des 6. Jahrhunderts, der von den Bauern
als Wetterheiliger angerufen wurde.
Die Gemeinde gehört
zur Pfarrei „Heiliger Sebastian“ mit Sitz in Dannstadt.
Protestanten
Während der
Reformation trat die gesamte Bevölkerung zur reformierten
Lehre über. Noch um 1700 war die Einwohnerschaft fast
ausschließlich reformiert. Erst die folgenden Jahrzehnte
brachten eine Zuwanderung von lutherischen und katholischen
Familien.
Die lutherische Gemeinde zählte im Jahr 1719
nur 9 Familien. Ihre Angehörigen waren kleine Bauern und
Taglöhner. 1754 verlegten sie ihren Gottesdienst in das
Erdgeschoss des Rathauses, das durch den Bau der katholischen
Kirche frei geworden war.
Bei der späteren Vereinigung
der reformierten und lutherischen Kirchen genügte die
erweiterte Kirche aber weiterhin. Inzwischen besteht im Ort
auch die Evangelische Freikirche Mutterstadt, die der
Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brudergemeinden angehört.
Juden
Jüdisches Leben wurde
erstmals 1719 in Mutterstadt erwähnt. Im Jahr 1722 wohnten im
Ort nur wenige Juden. Ihre Zahl stieg im 19. Jahrhundert auf
171 Personen an, nahm dann aber wieder ab. In der
kurpfälzischen Zeit lebten in Mutterstadt nur wenige Juden;
ihre Zahl vervierfachte sich jedoch in der französischen Zeit.
Die Gründe dafür lagen in der Belebung von Handel und Gewerbe,
als Mutterstadt 1798 zur Hauptstadt des französischen Kantons
Mutterstadt geworden war.
Die jüdische Gemeinde war in
die Dorfgemeinde so gut integriert, dass die politische
Gemeinde 1838 den Bau der Synagoge unterstützte. Die Synagoge
wurde beim Novemberpogrom 1938 niedergebrannt und die
restlichen 52 Juden 1940 in das südfranzösische Lager Camp de
Gurs deportiert, womit die Geschichte der Juden in Mutterstadt
endete.
Muslime
Kontakt zu
Muslimen hatten die Mutterstädter schon im Jahr 1919, als
während der französischen Besetzung des Rheinlands
nordafrikanische Soldaten im Ort stationiert waren, die ihre
täglichen Gebete in einer Scheune abhielten und dabei immer
einheimische Zuschauer hatten. Durch den Zuzug von
Gastarbeitern in den 1960er Jahren kamen türkische Muslime in
den Ort, die sich in einem eigenen türkisch-islamischen Verein
organisierten.
Wappen
Das
Wappen zeigt in Blau einen schräg liegenden, mit dem abwärts
gewendeten Bart nach oben gekehrten silbernen Schlüssel und
geht auf ein Siegel aus dem 15. Jahrhundert zurück.
Der
Schlüssel ist das Zeichen des Petrus, des Schutzpatrons des
Ortes. Es hat seinen Ursprung in einem der beiden
Wappenschilde, die an der Stirnseite des Historischen
Rathauses angebracht sind. Sie zeigen den bayerischen Löwen
und einen Schlüssel auf Rautenfeld.
Partnerschaften
Im Jahr 2000 gründeten
interessierte Personen den Partnerschaftsverein Mutterstadt e.
V., um in Europa nach geeigneten Partnergemeinden zu suchen.
Der Gemeinderat beschloss 2001, jeweils mit einer Gemeinde in
Frankreich und mit einer Gemeinde in Polen offizielle
Beziehungen aufzunehmen.
So wurde 2002 mit der
polnischen Kleinstadt Praszka (Woiwodschaft Oppeln) eine
gemeinsame Erklärung zur Begründung einer Partnerschaft
unterzeichnet. Die Suche nach einer passenden Gemeinde in
Frankreich gestaltete sich wegen der bereits bestehenden
großen Anzahl von deutsch-französischen
Gemeindepartnerschaften als schwierig. Schließlich führte eine
Suchmeldung an den „Rat der Gemeinden und Regionen Europas“
zum Erfolg. Es meldete sich die nordfranzösische Gemeinde
Oignies aus dem Raum Lille. Nach gegenseitigen Besuchen konnte
im Oktober 2004 die Partnerschaftsurkunde unterschrieben
werden.
Eine dritte Partnerschaft besteht seit Oktober
2011 mit der Gemeinde Naturns in Südtirol.
Bauwerke
Markante Bauwerke sind unter anderem
das alte Rathaus, die evangelische Kirche und die katholische
St.-Medardus-Kirche.
Das Postamt wurde 1927–1929 nach
Plänen des Postbaurats Heinrich Müller erbaut. Es ist ein
freistehender Bau mit Satteldach und einer eisenbeschlagene
Tür, die mit einem Adler als Signet der Reichspost bzw. des
Reichs dekoriert ist. Das Gebäude ist ein Beispiel für eine im
Sinn des Neuen Bauens modifizierte traditionelle Architektur.
Wasserturm
Der Mutterstadter
Wasserturm wurde 1931 erbaut und ist bei quadratischer
Grundfläche mit einer Höhe von 52,5 m eines der höchsten
Bauwerke in Mutterstadt. Eine Besonderheit ist sein
Stahlbeton-Skelett, bei dem acht äußere und vier innere
Stützen den Behälter tragen. Die Form war eine Forderung des
Gemeinderats. Im Innern führt eine eiserne Wendeltreppe durch
den inneren Wasserbehälter zur Behälterdecke. Heute ist der
Turm nicht mehr zur Aufrechterhaltung des Leitungsdrucks
notwendig, dient aber der Vermeidung von Druckschwankungen.
1989 wurde der Turm saniert und erhielt vom Industriedesigner
Friedrich-Ernst von Garnier einen auffälligen Außenanstrich
mit geometrischen Motiven.
Palatinum
Das Palatinum ist das Gemeindezentrum für Veranstaltungen,
Kultur und Tagungen. Das variabel nutzbare Raumprogramm bietet
bis zu 800 Personen Platz. Es ist eine kombinierte Sport- und
Festhalle, die im Jahr 1999 fertiggestellt wurde.
Vor
dem Palatinum steht ein Kunstwerk, das drei Motive aus der
Geschichte Mutterstadts darstellt:
Die Büste steht für
den römischen Ursprung des Ortes. Die durch die
Flachs-Hechel laufende Frau steht für den weiblichen Teil der
Bevölkerung. Die Torkonstruktion mit männlichem Torso
symbolisiert den industriebezogenen Standort der Gemeinde und
den männlichen Teil der Bevölkerung. Jüdischer Friedhof
Der Jüdische Friedhof an der Straße „Am Pfalzring“ ist ein
Kulturdenkmal.
Bildung
Schulwesen
Die Entwicklung des Schulwesens wurde von der Nähe der
Großstadt Ludwigshafen beeinflusst. So konnte sich lange keine
höhere Schule entwickeln.
Im Jahr 1832 bezog die
Volksschule einen Neubau mit vier protestantischen und zwei
katholischen Schulabteilungen. 1867 wurde unter dem Einfluss
des Apothekers Bohlig eine „Höhere Fortbildungsschule“
eingerichtet, die die Aufgabe hatte, Schülern die Kenntnisse
zu vermitteln, die sie zum Übertritt in die 4. Klasse des
Gymnasiums oder der Realschule nötig hätten.
Auf
Veranlassung von Apotheker Bohlig unternahm man im Jahre 1869
den Versuch, sogenannte Kommunalschulen einzuführen, in denen
sämtliche Kinder ohne Rücksicht auf ihre Konfession gemeinsam
unterrichtet würden. 1874 wiederholte man die Abstimmung mit
einer überwältigenden Mehrheit für die gemeinsame Schule. Doch
wurde die Abstimmung angefochten und alles blieb beim Alten.
In der Zeit Nationalsozialismus wurden die beiden
Bekenntnisschulen zu einer „Deutschen Gemeinschaftsschule“
vereinigt. Die jüdische Bekenntnisschule war bereits 1925
wegen zu geringer Schülerzahl aufgelöst worden.
Grundschulen
Grundschule „Im
Mandelgraben“ Grundschule „Pestalozzischule“
Integrierte Gesamtschule Mutterstadt
Die Integrierte Gesamtschule Mutterstadt (IGS) ist in der
Gemeinde Mutterstadt die einzige weiterführende Schule. Ihr
Einzugsbereich ist überwiegend der Rhein-Pfalz-Kreis. Die 750
bis 800 Schülerinnen und Schüler werden von 70 Lehrerinnen und
Lehrern unterrichtet. Sie wurde 1993 auf Initiative von Eltern
aus dem damaligen Landkreis Ludwigshafen gegründet, da im Raum
Mutterstadt eine große Nachfrage nach Gesamtschulplätzen
bestand.
Volkshochschule
Volkshochschule Rhein-Pfalz-Kreis und örtliche Volkshochschule
Mutterstadt
Gemeindebibliothek
Die Gemeindebibliothek Mutterstadt ist in der sogenannten
„Neuen Pforte“ in der Ortsmitte untergebracht und bietet
30.000 Medien zur Ausleihe an.
Kultur und
Freizeit
Musik
Die Musik- und
Gesangvereine haben eine lange Tradition in Mutterstadt. Im
Jahr 1860 wurde der erste Männergesangverein gegründet. Der
MGV 1860, der „alte Singverein“ tritt häufig in
Chorgemeinschaft mit dem MGV 1864 Maudach auf. Der MGV
Frohsinn 1873 hat einen Männerchor und einen Frauenchor, die
auch als gemischter Chor auftreten sowie den Projektchor, der
sich der modernen (oft englischsprachigen) Chormusik widmet.
Der Gesangverein „Germania“ wurde 1877 als Männerchor
gegründet, 1982 kam ein Frauenchor dazu, seit 2003 haben sie
sich zum gemischten Chor zusammengeschlossen.
Der
Pfarr-Cäcilien-Verein als gemischter Chor gibt als
Gründungsjahr 1924 an, aber bereits 1889 bestand ein
Männerchor in der katholischen Kirche. Ihm angegliedert ist
ein Kinderchor. Auch der Evangelische Kirchenchor gestaltet
Gottesdienste mit und pflegt die konzertante Kirchenmusik.
Außerdem gibt es den 1996 gegründeten Crescendo Chor, dessen
Repertoire Gospels, Musicals und Pop- und Jazzmusik umfasst.
Zwei Musikvereine und zwei kirchliche Musikgruppen sind in
der Gemeinde aktiv. Der Posaunenchor des CVJM Mutterstadt
besteht seit über 60 Jahren. Er ist regelmäßig bei
Gottesdiensten und Konzerten in der evangelischen Kirche zu
hören. Darüber hinaus ist er auch bei weltlichen Aktivitäten
in der Gemeinde zu hören. Die Blaskapelle Mutterstadt 1928 e.
V. wurde ursprünglich als Musikabteilung des Katholischen
Arbeitervereins gegründet. Außer bei der Mitgestaltung von
Gottesdiensten ist die Kapelle auch bei vielen Festen zu
hören. Regelmäßig werden eigene Konzerte veranstaltet. Die
Ausbildung junger Musiker ist dem Verein ein wichtiges
Anliegen. Schon seit 1992 besteht ein Jugendorchester.
Mutterstadt zeichnet sich durch eine aktive Musikszene aus,
die vorwiegend von Punkrock-, Crossover- und Heavy-Metal-Bands
geprägt wurde. Bands wie XOX, Alice D. oder später The
Feebles, ZUARG und Ismir Egahl prägten einen Stil, an dem man
Musiker aus Mutterstadt erkennt. Weitergeführt wurde die
Musikszene – deren Zentrum der ortsansässige Jugendtreff ist –
von jüngeren Bands, wie z. B. Shamrock, 50 P.S.E., Boiling
Blood, Bon Storno 10, u. a. Durch Initiative von Teilen dieser
Bands entstand im Jahr 2003 das erste Waldpark Open Air, das
seitdem jährlich auf dem Gelände der Waldranderholung
stattfindet und regionalen Bands der Stilrichtungen Punk,
Metal und Hardcore Auftrittsmöglichkeiten bietet.
Parks und Grünanlagen
Gemeindewald
Im Süden der Gemarkung befindet sich der 130 Hektar große
Gemeindewald. Es ist ein Laubwald mit alten Eichenbeständen.
Er wird in Nord-Süd-Richtung vom Floßbach durchzogen und im
Südwesten vom Böhlgraben begrenzt. Der Wald hatte vor
Jahrhunderten ein Vielfaches seiner heutigen Ausdehnungen.
Sein Holz wurde im 18. Jahrhundert über Gräben (Floßbach) in
die umliegenden Orte transportiert. Da in der holzarmen
Rheinebene ein starker Bedarf an Holz herrschte, jedoch der
Transport mittels Wagen das Holz verteuerte, ließen die
kurpfälzischen Behörden vorhandene Wasserläufe für die
Holzflößerei ausbauen. Der Graben musste von den angrenzenden
Gemeinden ausgehoben werden. Im November 1741 wurde das erste
Holz bis nach Fußgönheim geflößt. Der Betrieb steigerte sich
rasch. Im Jahr 1742 wurde von August bis November
ununterbrochen für die Saline geflößt.
Die Zeit des
Flößens verursachte eine Überschwemmung der Felder. 1770
beklagten sich Bauern, dass Äcker das ganze Jahr nicht gebaut
werden konnten. Die Holzflößerei auf dem Floßbach blühte
beinahe 140 Jahre lang, ging aber durch die zunehmende Nutzung
der Eisenbahn rasch zurück, um Anfang der 1880er Jahre völlig
zu erliegen.
Die Mutterstadter Bauern wollten den Wald
als Viehweide nutzen, doch die Forstbehörde bestand darauf,
dass das Vieh aus dem Wald ferngehalten werde. Eine Verordnung
des Kurfürsten setzte durch, dass die Waldweiden geräumt und
die Waldbestände erneuert wurden. Die vorgelagerte
Wacholderplatte aber wurde zu Äckern gemacht. Die Jagd im Wald
blieb herrschaftliches Privileg und wurde von einem
kurpfälzischen „Hühnerfänger“ beaufsichtigt. Von Zeit zu Zeit
wurden größere Jagden abgehalten, bei denen die Gemeinde
Treiber stellen musste und die Zeche zu bezahlen hatte, die
die herrschaftlichen Jäger in den Gaststätten hinterließen.
Walderholungsstätte
1916
beabsichtigte die BASF einen Teil des Mutterstadter Waldes zu
einem Volkspark umzugestalten, scheute aber dann vor den
Kosten zurück. Am Waldhäusel führte seit 1954 die
Arbeiterwohlfahrt jährlich während der Schulferien eine
Kindererholung durch.
In den Jahren 1961 bis 1964 wurde
unter großem Kostenaufwand die Walderholungsstätte mit einer
120 Quadratmeter großen überdachten Liegehalle, einer
Großküche und einem 160 Quadratmeter großen Speisesaal
eingerichtet.
Sport
Auf
Anregung von Ernst Bohlig, dem damals „stärksten Mann der
Welt“, der einen Vortrag über den Wert körperlicher
Ertüchtigung im Sinne des Turnvaters Jahn gehalten hatte,
beschlossen 15 Männer im Jahr 1886 die Gründung eines
Turnvereins, dem bald 54 Männer beitraten. Im selben Jahr
wurde auch ein zweiter Turnverein, der Turnerbund Germania,
gegründet. Als Übungsstätte nutzten die Turner eine Scheune,
bevor sie 1907 ein geeignetes Gelände erwarben und darauf 1908
eine Turnhalle bauten. Nach dem Ersten Weltkrieg fusionierten
die beiden Turnergemeinschaften zu den „Vereinigten
Turnvereinen Mutterstadt“.
Nach dem Ersten Weltkrieg
hatte sich ein Ortskartell der freien Sportvereine gebildet,
dem der „Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität“, der
„Freie Athleten-Klub Deutsche Eiche“, der „Freie Sportverein“
und der „Freie Wander- und Vergnügungsklub Edelweiß“
angehörten.
Im Jahr 1946 wurde mit Genehmigung der
Militärregierung der „Allgemeine Sportverein“ gegründet. In
ihm schlossen sich Mitglieder der ehemaligen „Vereinigten
Turnvereine“, aber auch des freien Sportkartells, des
Radfahrerbunds Schwalbe und des Schachvereins zusammen.
TSG Mutterstadt
Ein Großverein in
Mutterstadt ist die TSG Mutterstadt 1886. Sie bietet ihren
Mitgliedern eine Handball-, Leichtathletik-, Schach-, Turn-,
Rasenkraftsport- und Aerobicabteilung sowie Möglichkeiten zur
Kinder- und Babygymnastik.
Dieser Verein holt im Jahr
1957 den ersten von zwölf deutschen Mannschaftsmeistertiteln
im Gewichtheben nach Mutterstadt. Die Gewichtheberabteilung
löste sich allerdings im Jahr 1969 als AC Mutterstadt aus dem
Großverein.
LTC Mutterstadt
Der
LTC 1993 Mutterstadt bildete sich 1993 aus ehemaligen
Mitgliedern der TSG Mutterstadt. Er bietet seinen Mitgliedern
Übungsmöglichkeiten in Leichtathletik, Turnen/Rückenschule,
Badminton und Athletic Fitness. Der Schwerpunkt liegt im
Kinder- und Jugendbereich mit „Eltern-Kind-Turnen“,
„Kinder-Leichtathletik“ und „Kinder-Turnstunde“. Überregional
bekannt ist der Mutterstadter Volkslauf, der jährlich im
September im Mutterstadter Wald veranstaltet wird.
AC Mutterstadt
Der AC Mutterstadt
brachte Gewichtheber von internationalem Rang hervor. Darunter
die drei Weltmeister Rainer Dörrzapf, Ronny Weller und Joto
Jotov. Der Verein entsandte außerdem sieben Athleten zu
Olympischen Spielen und stellte insgesamt 108 deutsche
Einzelmeister in Gewichtheben. Mit zwölf deutschen
Mannschaftsmeisterschaften (einschließlich der Titel unter dem
Namen TSG Mutterstadt) ist der Verein darüber hinaus deutscher
Rekordmeister in Gewichtheben.
Im Jahr 2002 meldete
sich der Verein jedoch aus der Gewichtheber-Bundesliga ab,
stellte den Gewichtheberbetrieb ein und konzentrierte sich auf
den Freizeitsport. Die Zahl der Mitglieder sank von 1.200
Mitgliedern auf 350. Mitte 2005 wurde allerdings in der
Landesliga Rheinland-Pfalz/Saar ein Neuanfang im Gewichtheben
in Angriff genommen. Inzwischen ist der Verein finanziell
gesundet und startet mit seiner 1. Mannschaft wieder in der 1.
Gewichtheber-Bundesliga.
Sportstätten
Für Sportveranstaltungen gibt es drei Großsporthallen, den
Sportpark, das Kegel-Center sowie das Gewichthebezentrum.
Außerdem wurde das Hallen- und Freibad modernisiert und in das
Spaß- und Erholungsbad „Aquabella“ umgebaut.
Das
Schwimmbad entstand nach einer Übereinkunft der beiden
Gemeinden Mutterstadt und Limburgerhof, unter Beteiligung des
Landkreises ein gemeinsames Bad zu errichten. Dafür ließ die
Gemeinde Limburgerhof die vorgesehene Kleinlösung eines rein
örtlichen Bades fallen. So konnte am Ende der 1960er Jahre ein
gemeinschaftliches Hallenbad zwischen beiden Orten gebaut
werden. Mutterstadt stellt dafür 5,4 Hektar gemeindeeigenes
Land zur Verfügung und der Zweckverband für die
Wasserversorgung garantiert durch die Anlage einer
Brunnengalerie mit Pumpwerk die Zufuhr des Wassers.
Das
Freibad wurde im Jahr 1978 gebaut. Ende der 1990er Jahre
mussten viele Reparaturen durchgeführt werden. Da bei der
Untersuchung der Bausubstanz mehrere erhebliche Bauschäden
zutage traten, die zum Teil konstruktiv bedingt sind, stand
eine Schließung des Bades kurz bevor, da Bestimmungen und
Normen nicht mehr eingehalten werden konnten. Doch nach
Protesten der Bevölkerung und von Kommunalpolitikern wurde der
Erhalt des Bades durch Landeszuschüsse gesichert. Es wurden
Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung ausgeführt, dazu
gehörten eine Großwasserrutsche (Länge: 74 Meter), ein neues
Kinderbecken, ein Whirlpool und ein kleines, im Winter
beheiztes Außenbecken. Außerdem wurde die Sauna neu gestaltet
und auf eine Kapazität von 30 Personen erweitert.
Freizeit
Vereine
Das
gesellschaftliche Leben wird geprägt von nahezu 70 Vereinen
sowie von zahlreichen Festen wie zum Beispiel Straßenfastnacht
mit Umzug, Kerwe und Weihnachtsmarkt. Die ehemalige
Volksschule wurde in ein Haus der Vereine umgewandelt, das den
örtlichen Vereinen zur Verfügung steht.
Ebenso steht
das Gemeindezentrum Neue Pforte mit Veranstaltungsräumen für
Vereine, Organisationen und Privatpersonen zur Verfügung.
Grumbeer- und Gemüsestraße Durch den Ort führt eine
Nebenlinie der Grumbeer- und Gemüsestraße, die im Jahr 2005
eröffnet wurde und auf 145 Kilometer Länge durch die
Vorderpfalz führt. Grumbeer (hochdeutsch: „Grundbirne“) ist
die pfälzische Bezeichnung für die Kartoffel, die nirgends in
Deutschland so früh geerntet werden kann wie in der
pfälzischen Rheinebene.
Regelmäßige
Veranstaltungen
In Mutterstadt finden jährlich
über 200 Veranstaltungen, insbesondere im kulturellen und
sportlichen Bereich, statt. Dazu gehören der Fastnachtsumzug
mit Straßenfasnacht am Fastnachts-Dienstag, der Ostermarkt,
der seinen Ursprung in der napoleonischen Zeit hat, und die
Waldfeste der Vereine an der Walderholungsstätte. Außerdem
feiert die Protestantische Kirchengemeinde am Wochenende vor
den Sommerferien das Gemeindefest „Unter der Linde“ und die
Katholische Kirchengemeinde an Fronleichnam im „Ritterhof“.
Höhepunkt ist die Kerwe, die Ende August gefeiert wird.
Vereine und Gemeindeverwaltung haben sich zur
„Kerwegemeinschaft“ zusammengeschlossen, um den Festplatz
zwischen Rathaus und „Neue Pforte“ zu bewirtschaften.
Gleichzeitig wird auch ein Straßenradrennen veranstaltet.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Straße
Mutterstadt liegt direkt an den
Autobahnen A 61 und A 65 (Autobahnkreuz Mutterstadt) sowie an
der Bundesstraße 9, hat aber keinen Eisenbahnanschluss.
Schiene
Die Chance für einen
Eisenbahnanschluss wurde bereits im Jahr 1830 beim Bau der
Pfälzischen Ludwigsbahn vergeben. Statt die Strecke durch den
südlichen Ortsrand zu führen, entschied die Gemeinde, den
Bahnhof am äußersten Gemarkungsrand, im heutigen Limburgerhof,
einzurichten. Die Lokalbahn Feuriger Elias, die ab 1890 durch
den Ort führte, war dafür kein Ersatz und wurde 1955
stillgelegt. Die Eröffnung der Lokalbahn führte dazu, dass die
Abwanderung in die Stadt merklich abnahm. Viele Arbeitnehmer
behielten nun ihren Wohnsitz bei, da sie vielfach auch noch
lokalen Grundbesitz hatten.
1949 verkehrten 16 Zugpaare
täglich, obwohl die parallel verlaufende Buslinie die Strecke
in der halben Fahrzeit bewältigte – allerdings zu einem
höheren Fahrpreis. Während des Tags waren die Züge meist recht
mäßig besetzt, aber im Berufsverkehr transportierten sie oft
mehr als 300 Fahrgäste. Dazu kam der Güterverkehr, der zur
Erntezeit der Zuckerrüben besonders stark war und die Strecke
den ganzen Tag über auslastete. Diesen Transporten wäre, so
glaubte man, ein Omnibusbetrieb nicht gewachsen, so dass 1952
nochmals die Entscheidung zugunsten der Lokalbahn fiel, obwohl
der Feurige Elias eine große Gefährdung für den zunehmenden
Straßenverkehr darstellte – besonders in den engen
Ortsdurchfahrten. Es wurden Diesellokomotiven beschafft, um
Belästigungen durch Rauchschwaden zu vermeiden. Sie konnten
zunächst nur für Güterzüge eingesetzt werden, weil sie über
keine Einrichtung zur Beheizung der Wagen verfügten. Erst der
Einsatz von Heizwagen ermöglichte die vollständige Ablösung
der Dampflokomotiven. Schließlich erzwang die fortschreitende
Motorisierung doch die Stilllegung der Kleinbahn, so dass 1955
der letzte Zug nach Mundenheim fuhr und die Fahrgäste fortan
gänzlich von einer verstärkten Buslinie übernommen wurden.
Öffentlicher Personennahverkehr
Mutterstadt wird von drei Regionalbuslinien im Stundentakt
bedient, die von Ludwigshafen (Berliner Platz) starten. Die
Fahrpläne der Linien sind so gestaltet, dass es zwischen
Mutterstadt und Ludwigshafen einen 20-Minuten-Takt gibt. Zu
den Berufspendlerzeiten gibt es Durchbindungen direkt bis zur
BASF, sodass man nicht auf die Straßenbahn in Ludwigshafen
umsteigen muss. Der letzte Bus fährt um 22:36 Uhr von
Ludwigshafen nach Mutterstadt. An Wochenenden und Feiertagen
gibt es noch je einen Bus um 23:36 Uhr und 0:36 Uhr. Außerhalb
der Busfahrzeiten gibt es noch ein Anruflinientaxi.
Landwirtschaft
Bodennutzung
Die
günstigen klimatischen Bedingungen bieten der Landwirtschaft
mit dem Anbau von Sonderkulturen die Möglichkeit einer
intensiven Bodennutzung. Zur Intensivierung der
Bodenbearbeitung wurde der Wasserberegnungsverband Mutterstadt
gegründet.
Pfalzmarkt
Die
landwirtschaftlichen Produkte werden im Mutterstadter
Pfalzmarkt („Pfalzmarkt für Obst und Gemüse eG“), dem größten
genossenschaftlichen Gemüsegroßmarkt der Bundesrepublik,
vermarktet. Er wurde im Jahr 1985 gegründet, zählt 2.100
Mitglieder und 250 Erzeuger, was ihn zu einem der
bedeutendsten Vermarktern Europas macht. Auf 220.000
Quadratmetern Betriebsfläche stehen 70.000 Quadratmeter
Lagerhallen zur Verfügung. Die Logistik erlaubt die
termingetreue Abwicklung des Transports von 250 LKW täglich.
Die 250 Erzeuger produzieren auf einer Gesamtfläche von
12.000 Hektar mehr als 120.000 Tonnen Obst und Gemüse im Jahr.
Zur Sicherstellung der Produktion wurde eine strategische
Partnerschaften mit dem Beregnungsverband Vorderpfalz
geschlossen und Tochterunternehmen wie zum Beispiel die
PGÜ-Pfalz-Gemüse GmbH und die Taufrisch Vermarktungs GmbH
gegründet. 90 Prozent der Produkte werden per Telefongebot
geordert. Ernteprognosen bieten zwei Wochen im Voraus eine
Orientierung zu Menge und Preis.
Neben Obst beliefert
der Pfalzmarkt seine Kunden mit Bohnen, Bundzwiebeln, Kohl,
Möhren, Radieschen, Salat und Tomaten sowie mit Edelgemüse wie
Spargel, Artischocken und Broccoli.
Aussiedler
In der Gemarkung Mutterstadts wurden in den 1960er Jahren
Aussiedlerhöfe errichtet, um den Landwirten Möglichkeiten zu
geben, sich zu vergrößern.
Seide
Im 18. Jahrhundert ließ Kurfürst Karl Philipp eine
„Seidenwurmfabrique“ gründen. Unter Karl Theodor musst jeder
neuangehende Bürger zwei, jeder Beisasse einen Maulbeerbaum
pflanzen. Da jedoch der Erfolg ausblieb, mussten die Gemeinden
auf Dorfplätzen, Allmenden, Gräben und Dämmen
Maulbeerpflanzungen anlegen. Im Jahr 1785 schloss die
„Seidenbau-Plantagen-Gesellschaft Rigal und Consorten zu
Heidelberg“ einen Vertrag mit der Gemeinde Mutterstadt ab, in
dem die Gemeinde der Seidenbaugesellschaft das volle Eigentum
aller in ihrer Gemarkung stehenden Maulbeerbäume übertrug und
ihr weitere Plätze zur Verfügung stellte. Zur Beaufsichtigung
der Bäume wurde ein eigener Obmann ernannt. Die Anlage der
Kulturen sollte im Frondienst geschehen. Weder die
ausgesetzten Belohnungen noch die angedrohten Strafen
vermochten jedoch die Abneigung der Bauern zu überwinden. Die
Französische Revolution steigerte diese Abneigung. Schließlich
hob die kurpfälzische Regierung 1792 alle Privilegien der
Seidenbaugesellschaft auf. Damit war das Ende dieser
verhassten Kultur gekommen, von der sich noch heute an Gräben
und in Gärten Maulbeersträucher finden.
Flachs
Im 18. und 19. Jahrhundert spielte der Flachsbau eine
erhebliche Rolle. Die Anbaufläche stieg von 92 Hektar im Jahr
1789 auf 160 Hektar 1830. Im Jahr 1853 wurden nur noch 14
Hektar mit Hanf und Flachs bebaut. Danach wurde der Anbau
bedeutungslos. Er wurde sowohl zur Gewinnung von Fasern als
auch wegen seiner Früchte angebaut. Die Behörden waren bemüht,
dem Mutterstadter Leinsamen seinen guten Ruf zu erhalten. 1769
wurde festgestellt, dass einige Mutterstädter fremden
Leinsamen einführten und als einheimischen verkauften. Dennoch
wurde wenige Jahre später der Bürgermeister beschuldigt,
Nachts acht Malter Leinsamen aus Schifferstadt eingeführt und
als Mutterstadter nach Schwaben weiterverkauft zu haben. Der
Ackerbausachverständige J. N. Schwerz berichtet im Jahre 1814
aus der Pfalz:
„Der Flachs macht den Hauptgegenstand
der Kultur von Mutterstadt aus. Man baut ihn größtenteils des
Samens wegen, womit hier ein besonderer Handel getrieben wird.
Mancher Samen, der unter dem Namen des Rigaer Leins verkauft
wird, kam zu Mutterstadt zur Welt. Er wird nicht selten hier
aufgekauft, macht eine kleine Reise und kehrt in einem Jahr in
einem russischen Anzug wieder dahier zurück. Die Geschichte
der Frau, die einst ihren Ring verlor und ihn nach ein paar
Jahren in dem Leinsamen wiederfand, der vorgeblich von Riga
gekommen war, trägt sich noch in dieser Gegend. Gerät der
Samen wie eben in dem Jahre 1814, so ist der Flachs oft mehr
wert als der Boden, Der Ertrag von 1 Morgen beläuft sich dann
auf 250 rheinische Gulden.“
Welche Bedeutung der
Flachsbau hatte, ersieht man daraus, dass die Missernte von
1826 die Gemeinde in Zahlungsschwierigkeiten brachte.
Andererseits verschaffte der dem Ort einen gewissen Wohlstand.
Der Leinsamen ging um 1850 meist zu Schiff den Rhein hinab
nach Holland. Der Bast wurde von Aufkäufern aus dem Hunsrück,
aus Franken und Württemberg aufgekauft.
Zuckerrüben
Die von Napoleon verhängte
Kontinentalsperre rief Bestrebungen hervor, den aus englischen
Kolonien eingeführten Rohrzucker durch Zucker aus selbst
erzeugten Zuckerrüben zu ersetzen. Nach dem Zusammenbruch der
französischen Herrschaft wurde der Anbau von Zuckerrüben
zunächst jedoch wieder aufgegeben. Später wurden die
Zuckerrüben bis in die 1950er Jahre mit der Lokalbahn
„Feuriger Elias“ nach Mundenheim gebracht und dann auf den
regulären Güterverkehr verladen.
Gemüse
Mutterstadt liegt in einer Region, die sich „Gemüsegarten
Deutschlands“ nennt. In der stadtnahen Gemeinde fand schon
früh der feldmäßige Gemüsebau Eingang. Im Vordergrund stand
zuerst Weißkohl. 1919 ermittelte man jedoch bereits neben 124
Hektar Weißkohl 93 Hektar sonstigen Kohl, 76 Hektar Möhren, 9
Hektar Kohlrüben, 1 Hektar Zwiebeln und 2 Hektar sonstiges
Gemüse.
Arbeitskräftemangel
Die
größeren landwirtschaftlichen Betriebe waren von jeher auf
Hilfskräfte angewiesen. Diese kamen früher aus
kleinbäuerlichen Familien und aus Arbeiterfamilien. Als jedoch
die Fabriken mit erhöhtem Lohn und vermehrter Freizeit
lockten, trat ein fühlbarer Mangel ein. Heute kommen die
Saisonarbeiter vorwiegend aus Polen. Versuche der
Bundesanstalt für Arbeit, deutsche Arbeitslose für die
Feldarbeit zu gewinnen, scheiterten. Die meisten der
eingesetzten Arbeitslosen beklagten sich über die schwere
Arbeit und den geringen Zuverdienst.
Ansässige
Unternehmen
Elektrizitätswerk
Bereits
im Jahr 1898 plante der Gemeinderat eine zentrale
Lichtversorgung. 1906 befasste sich der Gemeinderat erneut
damit, doch eine Kommission unter Leitung des Distriktsarztes
Mattem entschied sich gegen elektrisches Licht, da es zu teuer
und zu Kochzwecken nicht zu gebrauchen sei. Stattdessen
empfahl die Kommission ein Gaswerk. Doch auch diese Planung
verlief ergebnislos.
1910 beschloss der Gemeinderat die
Errichtung einer gemeindeeigenen Licht- und Kraftanlage im
Anschluss an die Überlandzentrale und beauftragte 1912 die
Firma Rheinische Schuckert-Gesellschaft für elektrische
Industrie AG in Mannheim mit der Erstellung einer elektrischen
Starkstromversorgungsanlage für die Gemeinde Mutterstadt. Der
Bau wurde trotz des Widerstands von Hausbesitzern, die keine
Masten auf ihren Dächern dulden wollten fertiggestellt. Ein
weiterer Streitpunkt war die Deckung der Restschuld. Doch
bereits 1915 erzielte das Werk einen Überschuss. Nach dem
Zweiten Weltkrieg führte die Elektrifizierung der Haushalte zu
einer enormen Steigerung des Strombedarfs.
Die
Pfalzwerke unterhalten am Rande des Gewerbegebietes eine
Netzleitstelle. In dem weit sichtbaren Turm laufen sämtliche
Daten, die Spannungsleitungen der Pfalz betreffen, zusammen,
damit einzelne Spannungsleitungen vom Stromnetz ab- oder
zugeschaltet werden können, wenn zum Beispiel bei Reparaturen
kein Strom mehr auf den Leitungen liegen darf.
Wasserwerk
Die Trinkwasserverhältnisse
Mutterstadts waren schon immer kritisch. Nur wenige Brunnen
gaben gutes Wasser. Darunter der bereits im 13. Jahrhundert
genannte „Gute Brunnen“.
Um das Jahr 1890 nahm die
Stadt Ludwigshafen mit der Gemeinde Mutterstadt Verhandlungen
wegen der Errichtung eines Wasserwerks auf. Dies führte zum
Bau eines Wasserwerks, das 1895 in Betrieb genommen wurde, an
dem sich Mutterstadt aber nicht anschloss.
Als 1912
Fälle von Typhus auftraten, ergab die Untersuchung mehrerer
Brunnen, dass das von ihnen gelieferte Wasser nicht
einwandfrei war. Darauf stellte der Adjunkt Weber den Antrag,
Anstalten zu einer besseren Trinkwasserversorgung zu treffen.
Doch diese Anregung wurde erst im Jahr 1927 wieder
aufgegriffen.
Das bayerische Landesamt für
Wasserversorgung machte den Vorschlag, die Gemeinden
Mutterstadt, Neuhofen, Waldsee, Schifferstadt und Otterstadt
sollten sich zur Errichtung einer gemeinsamen
Wasserleitungsanlage zusammenschließen. Ihr Kreis erweiterte
sich durch die Gemeinden Dannstadt und Schauernheim. So wurde
der „Zweckverband für Wasserversorgung, Pfälzische
Mittelrheingruppe“ gegründet und 1929 genehmigt. Der
Wasserturm wurde 1932 vollendet.
Das Pumpwerk zwischen
Waldsee und dem Altrhein sammelt aus fünf Flachbrunnen das
Grundwasser, presst es durch alle Stufen der Läuterung und
versorgt das Gruppengebiet von 30.000 Einwohnern mit Wasser.
Gewerbegebiet
Im 52 Hektar großen
Gewerbegebiet sind Einzelhandelsunternehmen wie die Metro AG,
Bö-Schuhe, die Adler Modemärkte GmbH und der
Spielwarenfachmarkt Rofu Kinderland sowie Autohäuser, ein
Auktionshaus, ein Hotel, ein Hallen- und Freibad, ein
Kegelzentrum, der Sportpark und Betriebe des produzierenden
Gewerbes (Schreinerei, Recycling, Kompostierung,
Gefahrgut-Spedition, Großbäckerei, und Umspannwerk) vertreten.
Damit ist Mutterstadt auch für die benachbarten Gemeinden ein
Einkaufszentrum.
Infrastruktur
220-kV-/110-kV-Umspannwerk der Pfalzwerke beim Gewerbegebiet
mit 124 Meter hohen Richtfunkturm (Pfalzwerketurm). Ein
110-kV-Umspannwerk der Pfalzwerke befindet sich in
unmittelbarer Nähe im Industriegebiet.
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel
Mutterstadt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia.
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen beschrieben.
In der Wikipedia ist eine Liste der
Autoren verfügbar. |